Für Angehörige und Freunde ist es kaum zu ertragen. Seit Jahren fehlt von ihren Liebsten jede Spur. Tatsächlich sind die Vermissten-Listen der Polizeikorps lang. Darunter Anzeigen, die mehr als 30 Jahre alt sind. Crime Schweiz zeigt in einer Serie, mit welchen Informationen nach den Verschollenen gesucht wird.
Als vermisst gilt in der Schweiz eine Person, die durch besondere Ereignisse wie psychischer Verfassung, durch einen Unfall oder durch ein Verbrechen ohne weiteren Hinweis verschwindet. Im Schnitt sind das 4700 Vermissten-Fälle pro Jahr. Bei einem Teil der angezeigten Fälle melden sich die Betroffenen nach wenigen Tagen wieder – am Leben und unversehrt. Doch es gibt Fälle, die über Jahre ungelöst bleiben. Alleine im Kanton Thurgau sind es aktuell deren sechs.

Alexander Schwyn (69)
Der erfahrene Segler gilt seit dem 14. Oktober 2010 als vermisst. Alexander Schwyn verliess an diesem Tag zwischen 17 und 18.40 Uhr mit seinem Segelboot der Marke «Beneteau», Typ «First 345» den Hafen in Romanshorn. Am nächsten Morgen wurde das Schiff verlassen vor Staad treibend aufgefunden. Vom Winterthurer fehlte jede Spur. Auch eine sofort eingeleitete Suchaktion brachte keine weiteren Hinweise.

Eugen Näf (49)
Am 22. Juni 2010 verliess Eugen Näf seinen Wohnort Weinfelden mit seinem Auto in Richtung Tessin. Von dort meldete sich der in Weinfelden bekannte Wirt letztmals per SMS. Kurz darauf entdeckte die Kantonspolizei Tessin seinen Wagen in Lugano-Paradiso. Den Gesuchten allerdings konnten die Polizisten nicht auffinden.

Alois Koch (77)
Der Unternehmer aus Appenzell AI verabschiedete sich am 11. November 2007 von seinen Angehörigen und fuhr mit seinem Fahrzeug nach Bischofszell. Dort auf dem Areal der ehemaligen Papierfabrik, die der Unternehmen gekauft hat und wieder zum Leben erwecken wollte, wurde der Wagen einen Tag später entdeckt. Die Polizei fand zudem Teile von Alois Kochs Handy im Abflusskanal und in der Thur. Das seien Indizien für einen Unfall, doch auch ein Verbrechen oder ein Abtauchen könne gemäss Behörden nicht ausgeschlossen werden.

Günther Neururer (46)
Er wollte nur eine Zeitung holen. Seither gilt der Romanshorner Günther Neururer als vermisst. Das war am 10. Januar 2004. Fünf Jahre später gibt sein Schwager dem St. Galler Tagblatt ein Interview: «Es ist immer noch gleich, wie am ersten Tag. Man könnte meinen, es sei gestern passiert. Wir fragen uns noch immer, wieso er einfach verschwunden ist.»

Peter Rieder (32)
In Agros auf Zypern verbrachte Rieder im Sommer 1999 einen Studienaufenthalt. Am 28. Juli verschwand der aus Wingoltingen stammende Mann spurlos. Bis heute ist gibt es über seinen Verbleib keine weiteren Hinweise oder Nachrichten. Auch über die Stunden vor seinem Verschwinden ist nur wenig bekannt.

Edith Trittenbass (8)
Am 3. Mai 1986, um 8 Uhr morgens verliess das Mädchen sein Elternhaus in Gass-Wetzikon. Es machte sich zu Fuss in Richtung Schulhaus Wolfikon auf den Weg. Zuletzt wurde Edith Trittenbass von einer Nachbarin gesehen, die aus dem Fenster schaute. Während den Ermittlungen fiel wiederholt der Name des Kindermörders Werner Ferrari. Abschliessend konnte aber nie ein Zusammenhang nachgewiesen werden. Zur Klärung des Falles ist eine Belohnung von 20’000 Franken ausgesetzt.
Was passiert, wenn die vermisste Person nicht gefunden wird?
Ein Jahr nach einer lebensgefährlichen Situation oder fünf Jahre nach dem letzten Lebenszeichen kann eine Verschollenheit beantragt werden. Verschollen ist eine Person, deren Aufenthalt während längerer Zeit unbekannt ist, ohne dass Nachrichten darüber vorliegen, ob sie in dieser Zeit verstorben ist oder nicht.
Nach Schweizer Recht gilt auch eine Person als verschollen, die ohne eine Nachrichten zu hinterlassen, den Kontakt zu ihrem früheren Umfeld abbricht. Haben Behörden eine erwachsene und mündige Person ausfindig gemacht, dürfen sie nur mit deren Einverständnis andere über den Aufenthaltsort informieren.
Hinweise über den Verbleib der vermissten Personen nimmt die Kantonspolizei Thurgau unter der Telefonnummer 058 345 28 28 entgegen.





