Ein 53-jähriger Immobilienunternehmer ist wegen Wucher zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 24 Monaten verurteilt worden. Ihm gehörten die berüchtigten Gammelhäuser im Zürcher Langstrassenquartier.
Die drei Liegenschaften an der Neufrankengasse 6 und 10 sowie an der Magnusstrasse 27 im Zürcher Stadtkreis 4 sorgten 2015 schweizweit für Schlagzeilen. In den heruntergekommenen und verschmutzten Häusern wohnten mehrheitlich Sozialhilfefälle und Randständige. Es wurde gedealt und die Polizei war fast täglich vor Ort.
Der heute 53-jährige Ex-Besitzer, welche die Häuser 2017 der Stadt Zürich verkauft hatte, zog laut Anklageschrift zwischen 2010 und 2015 überhöhte Mieteinnahmen im Betrag von rund 750’000 Franken ein – 12’000 Franken pro Monat. Er hatte für die kleinen und einfachen Einzimmerwohnungen über tausend Franken Monatsmiete verlangt, obwohl sich die Häuser in einem desolaten Zustand befanden und deshalb den Übernamen «Gammelhäuser» hatten. Bei einer grossangelegten Polizeirazzia im Oktober 2015 wurde er verhaftet und sass für 52 Tage in Untersuchungshaft. Auch die damalige Verwalterin und der Hausmeister kamen in U-Haft.

Bild: Stefan Hohler
Beim Prozess vor dem Bezirksgericht Zürich am Mittwoch mussten sich neben dem 53-Jährigen auch die Verwalterin und der Hauswart verantworten. Der Staatsanwalt hatte für den Immobilienunternehmer und den Hauswart wegen Wucher und weiteren Delikten eine bedingte Freiheitsstrafe von 24 Monaten beantragt; für die Verwalterin 14 Monaten. Dazu kommen Schadenersatzforderungen für die geprellten Mieter, Untersuchungs- und Verfahrenskosten sowie die Einziehung von zu Unrecht erzielten Gewinnen. Die Polizei konnte beim Ex-Besitzer der Häuser fast 1,3 Millionen Franken beschlagnahmen.
Vermögen zwischen 30 und 40 Millionen Franken
Am Prozess sagte der Immobilienbesitzer, der seinen Wohnsitz nicht mehr in Küsnacht sondern in St. Moritz im Engadin hat, dass er bei seiner Immobilienfirma angestellt sei und einen Monatslohn von 14’000 Franken beziehe. Sein Vermögen beziffert der verheiratete Vater von drei Kindern auf 30 bis 40 Millionen Franken.
Der Prozess wurde im abgekürzten Verfahren durchgeführt. Das heisst, alle drei Beschuldigten sind geständig und akzeptierten den Urteilsvorschlag der Staatsanwältin. Nach kurzer Beratung folgte das Gericht dem Vorschlag und verurteilte das Trio zu bedingten Freiheitsstrafen von 24 und 14 Monaten. «Sie sind mit einem blauen Auge davon gekommen», sagte der Gerichtsvorsitzende zum Hauptbeschuldigten. Die beantragten zwei Jahre würden gerade noch knapp «darin liegen».
Häuser umfassende renoviert
Die Stadt Zürich als neue Besitzer hat die drei Häuser inzwischen umfassend renoviert. Im Haus Neufrankengasse 14 sind es nun Übergangswohnungen für Einzelpersonen und Paare. Im daneben stehenden Haus Nummer 6 gibt es beaufsichtigte Wohnungen für Drogensüchtige und psychisch Kranke. Das Haus an der Magnusstrasse mit 30 Zimmern wurde zu einem Wohnhaus mit 3- und 4-Zimmer-Wohnungen umgebaut.