Das Coronavirus verunsichert die Menschen in ganz Europa. Und genau auf diese Angst setzt derzeit das organisierte Verbrechen. Mit verschiedenen Maschen ziehen kriminelle Banden ihren Opfern das Geld aus der Tasche. Vorsicht ist auch in der Schweiz geboten.

Die Zahl der Corona-Neuansteckungen klettert in der Schweiz praktisch täglich in die Höhe. Bis Montagabend bestätigte das Bundesamt für Gesundheit BAG insgesamt 30 Fälle. Darüber hinaus befindet sich eine unbekannte Zahl von Angehörigen oder Arbeitskollegen der Infizierten in Quarantäne.

Die Erkrankung durch das Coronavirus – sie wird im Fachjargon als COVID-19 (Corona Virus Disease 2019) bezeichnet – verängstigt die Bevölkerung aus nachvollziehbaren Gründen. Die Seuche ist noch kaum erforscht, bis jetzt gibt es keinen Impfschutz und sie ist bereits in der Inkubationszeit von 10 bis 14 Tagen ansteckend. Also dann, wenn der Betroffene selbst noch gar nicht weiss, dass er das Virus in sich trägt.

Geschichtsschutzmasken und Desinfektionsmittel sind aufgrund der Lage hoch im Kurs. In den Schweizer Apotheken sind sie ausverkauft oder nur noch vereinzelt erhältlich. Das wissen auch die kriminellen Organisationen. Mit diesen Maschen gehen sie derzeit vor:

Erste Masche – Fake-Shops im Internet

Auf den ersten Blick sehen diese Web-Shops wie seriöse Anbieter aus. Hier werden Mundschutzmasken und Desinfektionsmittel zu regulären Preisen angeboten und dem Kunden wird versichert, es gehe in erster Linie um seine Gesundheit. Damit auch der Versand ordnungsgemäss ausgelöst werden könne, sei man aber auf eine Vorkasse angewiesen.

Wer sich auf diesen Deal einlässt, der sieht sein Geld aber nicht mehr wieder. Und auch die Ware – also die Mundschutzmaske – trifft nie bei ihm ein. Den Betrügern sind bereits zahlreiche Opfer ins Netz gegangen. Als erste Behörde warnt jetzt das deutsche Landeskriminalamt Niedersachsen vor der Masche. «Beim Betrug mit Fake-Shops handelt es sich um das Abändern einer bekannten real existierenden Domain eines Webshops», erklärt das Landeskriminalamt das Vorgehen der Betrüger. «Vermehrt werden von den Tätern auch bereits gekündigte Webseiten reaktiviert. Das können Webseiten ehemaliger Apotheken, Anwälte oder ähnliches sein.» Gefährlich sei es zudem, dass der geprellte Kunde beim Kauf seine persönlichen Daten und die Kreditkarteninformationen angibt, die dann auch bei den organisierten Banden landen.

So sind Fake-Shops zu erkennen:

  • Die Ware wird sehr günstig angeboten
  • Die Ware ist immer verfügbar
  • Das Impressum ist unvollständig, fehlt oder ist nicht korrekt
  • Die Seite hat zahlreiche Fehler in der Rechtschreibung
  • AGBs fehlen, sind fehlerhaft oder von fremden Seiten kopiert worden
  • Der Domainname ergibt keinen Sinn mit der angebotenen Ware (Ein Sportverein verkauft keine Mundschutzmasken)
  • Die Ware ist nur gegen Vorkasse erhältlich
  • Es gibt keine korrekte Bestellbestätigung
  • Ungewöhnliche Bankverbindungen, die wie private Bankkonten aussehen

Wer bereits Opfer der Masche wurde, sollte versuchen, die Zahlung über die Bank oder den Bezahldienstleister zu stoppen oder rückgängig zu machen.

Zweite Masche – Enkeltrickbetrüger geben sich als Corona-Patienten aus

Enkeltrickbetrüger rufen in der Schweiz gezielt ältere Menschen an. Sie setzen bei der Suche nach ihren potentiellen Opfern auf Vornamen, die auf ein gewisses Alter schliessen lassen, wie «Crime Schweiz» letzte Woche berichtete. Nun sehen die Verbrecherclans in der Angst vor dem Coronavirus eine Chance ihre Masche zu verfeinern. Aus Deutschland sind bereits erste Fälle bekannt.

So klingelte in der letzten Februar-Woche bei zwei Frauen im Alter von 82 und 67 Jahren aus Brandenburg das Telefon. Am anderen Ende der Leitung gab sich ein Mann als vermeintlicher Enkel aus, der am Coronavirus erkrankt sei und für die Behandlung im Spital dringend Geld brauche, wie die «Berliner Zeitung» schreibt. In beiden Fällen forderte der Mann eine Summe von 106 000 Franken. Die Frauen entlarvten den Trick und erstatteten Anzeige.

Enkeltrickbetrüger setzen die Angst vor Corona bei ihren Telefonanrufen ein.
Bild: Kantonspolizei Thurgau

Bei einem dritten Betrugs-Versuch konnte die Polizei das Opfer in aller letzter Sekunde von der Geldzahlung abhalten. Der 85-jährige Mann war mit 23’000 Franken in der Tasche bereits unterwegs zum Übergabeort. Im Verlaufe des Tages hatte ihn zuerst sein vermeintlicher Sohn angerufen, der sich als Corona-Patient ausgab. Kurz darauf klingelte das Telefon erneut und ein zweiter Mann gab sich als Oberarzt eines Krankenhauses aus, der versicherte, dass das Geld für die Behandlung des Sohnes gebraucht würde.

Dritte Masche – Phishing-Mails

Derzeit kommt es weltweit zu einer regelrechten Welle von E-Mail-Betrugsversuchen, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus stehen. So warnt das US-Magazin «Wired» unter der Überschrift «Watch Out for Coronavirus Phishing Scams» davor, dass bereits millionenfach offiziell wirkende Nachrichten mit PDF-Anhängen versendet wurden. Auf den ersten Blick enthalten die Mails ärztliche Vorbeugetipps gegen das Corona-Virus. Tatsächlich dienen sie dazu, Nutzer- und Zugangsdaten abzugreifen.

So schützen Sie sich vor Phishing-Mails:

  • Klicken sie nur auf Links von Absendern, denen Sie vertrauen.
  • Achten Sie auf Fehler in der Rechtschreibung
  • Geben Sie niemals persönliche Daten auf Aufforderung in einer E-Mail oder ähnlichem weiter
Wer ein Phishing E-Mails erhält, sollte das der Melde- und Analysestelle Informationssicherung (MELANI) des Bundes melden. Der Name der Seite lautet: antiphishing.ch

Und wie sieht die Lage in der Schweiz aus? Bis jetzt seien keine Betrugsfälle bekannt, sagt das Bundesamt für Gesundheit auf Anfrage. Laut Ermittlungsbehörden machen Phishing-Mails, Fake-Shops und auch Enkeltrinkbetrüger vor Grenzen aber nicht halt. Vor Betrugsversuchen rund um das Coronavirus muss man sich deshalb auch in der Schweiz in Acht nehmen.