Der Drogenhändler Reinhard Lutz hat sein halbes Leben hinter Gittern verbracht. Nun ist er im Gefängnis erneut verhaftet worden.
Er sass wegen Drogenhandels in der Strafanstalt Saxerriet im Kanton St. Gallen. In zwei Jahren wäre Reinhard Lutz, bei guter Führung, wieder freigekommen. Aber jetzt das: Aus dem Gefängnis heraus wurde der 64-Jährige in Untersuchungshaft gesteckt. Das berichtete der «Blick» und bestätigte die Mediensprecherin der St. Galler Staatsanwaltschaft. Lutz sei wegen Verdachts auf Betäubungsmitteldelikte verhaftet worden. Weitere Details dazu geben die Strafverfolger nicht bekannt, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.
Ironie des Schicksals: Seit gestern Donnerstag ist seine Autobiografie im Buchhandel erhältlich. Sie trägt den Titel «Mein Leben als Schneekönig – Knete, Koks und Kanonen» (Münsterverlag) und beschreibt auf 280 Seiten sein abenteuerliches Leben.
«Reini» begann schon als 21-Jähriger, Drogen aus den Niederlanden in die Schweiz zu schmuggeln. Er wurde erwischt und landete 1977 zum ersten Mal für zweieinhalb Jahre im Gefängnis. Als Haschischdealer war er bald eine grosse Nummer im Zürcher Milieu und sein Restaurant «Piccolo Giardino» im Langstrassenquartier war ein Drogenumschlagplatz.
Augenzeuge einer Exekution
In den 80er-Jahren war Kokain «die neue Realität» und Lutz folgte dem Trend. Als ihn die Polizei ins Visier nahm, floh er 1984 nach Brasilien und lebte in Saus und Braus. Was Lutz damals in Rio alles erlebt hatte, als Augenzeuge einer Exekution in einer Bar in den Favelas oder wie er dem grössten brasilianischen Kokainhändler vorgestellt wurde, sind die eindrücklichsten Kapitel im Buch. Das «Playboyleben», so Lutz, endete ein Jahr später, als ihn die brasilianische Polizei verhaftete und er ein Jahr unter menschenunwürdigen Bedingungen in Auslieferungshaft verbrachte.

Bild: Zvg
«Meine definitiv letzte Gefängnisstrafe
«Ihr Verteidiger hat alles gemacht, was er kann. Aber schlussendlich haben Sie es verbockt und sich so saublöd verhalten», sagte damals der Richter. Und nun ist Lutz wieder in U-Haft wegen mutmasslichen Drogenhandels – obwohl er im Schlusswort seiner Biographie schrieb, dies sei «meine definitiv letzte Gefängnisstrafe». Er wolle das Gefängnis tadellos durchstehen und sich nach der Haft von allen krummen Dingern fernhalten. «Alles andere ist passé», lautet der Schlusssatz.
Co-Autor der lesenswerten und flüssig geschriebenen Biografie ist Sascha Michael Campi. Er war selber Häftling im Saxerriet und hat den «Schneekönig» dort kennen gelernt. Campi hat das Manuskript von Grund auf überarbeitet. Ob ihn die erneute Verhaftung überrascht habe, wurde er auf persönlich.com gefragt. Campis Antwort: «Erstaunen würde es mich nicht, wenn man den Werdegang von Reinhard Lutz kennt. Doch man hätte es sich anders gewünscht.»
