Für Angehörige und Freunde ist es kaum zu ertragen. Seit Jahren fehlt von ihren Liebsten jede Spur. Tatsächlich sind die Vermissten-Listen der Polizeikorps lang. Darunter Anzeigen, die mehr als 30 Jahre alt sind. Crime Schweiz zeigt in einer Serie, mit welchen Informationen nach den Verschollenen gesucht wird.
Als vermisst gilt in der Schweiz eine Person, die durch besondere Ereignisse wie psychischer Verfassung, durch einen Unfall oder durch ein Verbrechen ohne weiteren Hinweis verschwindet. Im Schnitt sind das 4700 Vermissten-Fälle pro Jahr. Bei einem Teil der angezeigten Fälle melden sich die Betroffenen nach wenigen Tagen wieder – am Leben und unversehrt. Doch es gibt Fälle, die über Jahre ungelöst bleiben. Alleine im Kanton Zürich sind es aktuell deren zehn.

Hussein Hassan Sa’ad (24)
Am 12. Februar 2020 verliess Hussein Hassan Sa’ad seinen Wohnort in Hagenbuch. Er ging zu Fuss in unbekannte Richtung und gilt seither als vermisst. Zum Zeitpunkt seines Verschwindens hatte er einen hellgrauen Rucksack mit auffallenden schwarzen und blauen eingenähten Elementen bei sich.

Willi Müller (84)
Der 168 Zentimeter grosse Mann aus dem Limmattal wurde zuletzt am 2. August 2018 an seinem Wohnort in Weiningen gesehen. Willi Müller verliess gegen 17 Uhr seine Wohnung in unbekannte Richtung. Der Vermisste trug zu diesem Zeitpunkt blaue Hosen und ein rotes T-Shirt. Laut Polizei ist Willi Müller dement.

Jürg Spycher (60)
Am 11. August 2015 verschwand der 60-Jährige Mann an seinem Wohnort in Dübendorf spurlos. Hinweise über seinen möglichen Verbleib fehlen bis heute komplett.

Mei Han Forster (43)
Seit Mitte September 2011 fehlt von Mei Han Forster aus Hochfelden jede Spur. Polizei und Staatsanwaltschaft können ein Gewaltdelikt nicht ausschliessen. Die Ermittlungen wurden über die Landesgrenzen hinaus bis nach China geführt. Auf Hinweise, die zur Aufklärung des Vermisstenfalls führen, ist eine Belohnung von 10’000 Franken ausgesetzt.

Roland Hirsbrunner (61)
Der Vermisste verliess am 7. Februar 2012 seine Wohnung in Weiningen. Wenig später wurde sein Auto verlassen in Weesen SG aufgefunden. Roland Hirsbrunner trug bei seinem Verschwinden eine Brille und eine Halskette mit zwei Anhängern.

Dolma Tsering Shrestha Bhutia (39)
Die 155 Zentimeter grosse Inderin wird seit dem 15. April 2011 vermisst. Damals verliess sie ihren Wohnort in Birmensdorf. Danach erhielten Angehörige aus verschiedenen Orten der Schweiz Brief der Vermissten zugeschickt. Seit Dezember 2011 fehlt aber jedes Lebenszeichen. Die Vermisste spricht Tibetisch sowie gebrochen Deutsch und Englisch.

Paul Burri (55)
Seit dem 3. Juni 2009 fehlt von Paul Burri aus Päffikon jede Spur. Die Polizei geht davon aus, dass er an diesem Tag am Pfäffikersee ein Stehruderboot gemietet hatte. Zwei Stunden später wurde das Boot verlassen auf dem See gefunden. Es sei deshalb nicht auszuschliessen, dass der Vermisste über Bord fiel und ertrunken ist. Sein Körper allerdings wurde bis heute nicht gefunden.

Manuel Earl Frederic Dennis (21)
Am Ostersamstag, den 22. März 2008 stieg der 21-jährige Musikproduzent aus Uerikon in ein Kursschiff Richtung Bürkliplatz. Seither gilt er als vermisst. Die Angehörigen hatten auf der Suche nach dem Verschwundenen sogar holländische Hundeführer engagiert. Die Tiere können menschlichen Geruch auch durch das Wasser wahrnehmen. Die Suche blieb aber erfolglos.

Angela Alexandra Yanez Iza (20)
Die 20-Jährige arbeitete auf dem Zürcher Strassenstrich als sie spurlos verschwand. Das war am 29. Juli 2007. Kurz vor ihrem Verschwinden, gegen 3.15 Uhr nachts, schrieb sie ihrem Verlobten noch eine SMS. Wie Augenzeugen bei der Polizei aussagten, stieg die junge Frau in eine schwarze Limousine ein. Angela Alexandra Yanez Iza war erst eine Woche vor ihrem Verschwinden aus Köln nach Zürich gereist. Auch ein Beitrag in der Sendung «Aktenzeichen XY … ungelöst» führte nicht zu den entscheidenden Hinweisen. Die Polizei schliesst ein Kapitalverbrechen nicht aus.

Heidi Kerber (36)
Die schwer drogensüchtige Zürcherin schaffte im Juni 2004 auf dem Drogenstrich am Sihlquai an. Eine Kollegin sah, wie sie am 9. Juni 2004 bei einem Freier in den Wagen stieg. Seither fehlen entscheidende Hinweise, die auf das Verbleiben von Heidi Kerber hinweisen würden. Die Polizei befürchtet auch in diesem Fall ein Kapitalverbrechen.
Was passiert, wenn die vermisste Person nicht gefunden wird?
Ein Jahr nach einer lebensgefährlichen Situation oder fünf Jahre nach dem letzten Lebenszeichen kann eine Verschollenheit beantragt werden. Verschollen ist eine Person, deren Aufenthalt während längerer Zeit unbekannt ist, ohne dass Nachrichten darüber vorliegen, ob sie in dieser Zeit verstorben ist oder nicht.
Nach Schweizer Recht gilt auch eine Person als verschollen, die ohne eine Nachricht zu hinterlassen, den Kontakt zu ihrem früheren Umfeld abbricht. Haben Behörden eine erwachsene und mündige Person ausfindig gemacht, dürfen sie nur mit deren Einverständnis andere über den Aufenthaltsort informieren.
Hinweise über den Verbleib der vermissten Personen nimmt die Kantonspolizei Zürich unter der Telefonnummer 044 247 36 36 entgegen.