Es ist ein Anruf aus dem Nichts, aber mit klarem Ziel: Betroffene sollen aus Angst um ihre Angehörigen viel Geld bezahlen. Mit Schockanrufen versuchen Telefonbetrüger derzeit im Kanton Zürich mehrheitlich ältere Menschen um mehrere tausend Franken zu bringen.
«Er war wirklich überzeugend und im ersten Moment hab ich ihm die Geschichte absolut geglaubt», erzählt Martin S.* Der Versicherungskaufmann aus Zürich besuchte an diesem Abend im Januar seinen 84-jährigen Vater. Da klingelte plötzlich das Telefon. «Am anderen Ende der Leitung meldete sich ein Mann. Er gab sich als Polizist aus», so S. «Ich hab mich zwar schon etwas darüber gewundert, weshalb er hochdeutsch sprach. Aber in Zürich hört man das ja viel, also hat mich das nicht weiter abgelenkt.»
Was dann kam, versetzte Martin S. in Angst. «Der Mann erklärte mir, dass meine Partnerin in einen Verkehrsunfall verwickelt sei. Sie habe Fahrerflucht begangen. Doch die Polizei hätte sie schnell ermittelt und verhaftet. Sie befände sich jetzt in Haft.» Was S. in diesem Gespräch von der Wahrheit überzeugte: «Sie nannten den Namen meiner Partnerin.»
«Bringen Sie 30’000 zu diesem Übergabeort»
Martin S. hat kaum Zeit die Nachricht zu verarbeiten, da gibt der Mann am Ende der Leitung bereits Anweisungen. «Damit sie die Haft schnell verlassen könne, müsste ich eine Kaution von 30’000 Franken bezahlen. Ich sollte das Geld schnell beschaffen und zu einem Übergabeort bringen. Zum Abschluss sagte er noch: Reden Sie mit niemandem darüber.»
Martin S. ruft sofort seine Bank an. «Ich wollte das Geld wirklich beschaffen. Doch meine Bankbetreuerin weckte bei mir erste Zweifel. Ich erzählte ihr vom Anruf. Diesem Gespräch ist es zu verdanken, dass mir klar wurde, hier sind Betrüger am Werk.» Gleich danach kontaktierte Martin S. seine Partnerin. Sie befand sich bei der Arbeit und wusste von der ganzen Geschichte nichts. «Wir erstatteten sofort Anzeige», so Martin S.
Bande erbeutete mehre tausend Franken
Der Versicherungskaufmann ist im Kanton Zürich längst nicht das einzige Opfer der betrügerischen Schockanrufer. Vor drei Tagen informierte die Kantonspolizei Zürich über einen weiteren Fall. Gemäss Medienmitteilung war die Betrugsbande in diesem Fall erfolgreich: «Aufgrund der schockierenden Mitteilung, befand sich die Frau in einem psychischen Ausnahmezustand und war ausserstande rational zu denken. Sie folgte den Anweisungen der Betrüger und begab sich zum vereinbarten Treffpunkt in der Stadt Zürich. Schliesslich übergab sie einer unbekannten Person gegen 14 Uhr mehrere zehntausend Franken.»
Davor warnt die Polizei, das rät sie:
- Die Betrüger setzen bewusst auf das Schockmoment und setzen ihre Opfer zeitlich unter Druck, um sie zu schnellen Entscheidungen zu drängen.
- Lassen Sie sich am Telefon nicht zu kurzfristigen und unüberlegten Entscheidungen verleiten, ganz egal, wie glaubwürdig eine Situation dargestellt wird.
- Eine drohende Haftstrafe kann nie durch eine Zahlung einer Kaution abgewendet werden.
- Auch die medizinische Behandlung eines Unfallopfers ist nie von einer vorherigen Zahlung eines Geldbetrages abhängig
- Beenden Sie das Telefongespräch, wenn Sie nicht sicher sind, wer anruft und Sie sich unter Druck gesetzt fühlen.
- Übergeben oder überweisen Sie niemals Geld an unbekannte Personen
Martin S. hat diese Erfahrung zu denken gegeben. «Ich bin wirklich kein naiver Mensch, denke in der Regel sehr rational. Trotzdem haben sie mich fast dazu gebracht, das Geld zu bezahlen. Es ist wirklich schlimm, wie sie dich überrumpeln.»
*Name der Redaktion bekannt