Der Polizisten-Mord in Deutschland löst viele Fragen aus und er lenkt die Aufmerksamkeit auf eine Tätergruppe, über die nur wenig bekannt ist: Die Wilderer. Auch in der Schweiz kommt es immer wieder zur illegalen Jagd.

Es ist eine Meldung mit Seltenheitswert: Im Oktober 2021 verurteilte das Bezirksgericht Entremont im Kanton Wallis einen 25-jährigen Schützen wegen der illegalen Tötung von Wildtieren zu einer Freiheitsstrafe von 12 Monaten. Er hatte Hirsche und Gemse geschossen, teilweise sogar aus dem Auto heraus, heisst es vor Gericht.

Selten ist die Meldung deshalb, weil die Polizei Wilderern kaum das Handwerk legen kann. Sie sind oft nachts unterwegs, liegen versteckt auf der Pirsch. Sie jagen in der Nähe von befahrbaren Strassen. Haben sie ein Tier erlegt, sind sie schnell weit weg. Wildhüter finden dann am Tag darauf in der Regel nur die Überreste der getöteten Tiere.

«Es geht um den Adrenalinkick»

Aber warum streifen die Täter nachts durch Schweizer Wälder auf der Suche nach ihrer nächsten Beute? Es gehe um den Nervenkitzel, erzählt einer, der in seinen jungen Jahren selber gewildert hatte. Das Interview gibt er vor wenigen Tagen SRF online: «Es geht immer um den Kick, um den Adrenalinkick», erzählt er. Für den Mann, der anonym bleiben will, sei Wildern wie eine Sucht gewesen.

Gemäss Experten sind es vor allem diese Gründe, die Wilderer antreiben: Die Beschaffung von Wild-Fleisch für den Eigenbedarf oder um damit illegalen Handel zu betreiben. Die Jagd nach Trophäen, wie zum Beispiel ein grosses Hirschgeweih oder der Drang, sich über Gesetze hinwegzusetzen. Quasi «wild» zu sein.

Grossraubtiere als Störenfriede

Immer häufiger kommt auch die Jagd nach Grossraubtieren hinzu. Hier geht es den Tätern darum, Wölfe oder Luchse zu vertreiben. So wurde die geringe Luchspopulation im Rhonetal untersucht – mit eindrücklichem Ergebnis. Laut den Forschern – unter der Leitung der Universität Bern – sei ein Netz von illegalen Luchsfallen dafür verantwortlich, dass in dieser Region rund acht Prozent weniger Raubkatzen aufzufinden seien wie in angrenzenden Gebieten.

Wie verbreitete die Wilderei in der Schweiz wirklich ist, lässt sich nur schwer sagen. Sowohl national wie auch kantonal werden keine entsprechenden Statistiken geführt. So gibt es bei den kantonalen Jagdinspektoren nur grobe Schätzungen. Im Kanton Graubünden zum Beispiel geht man von zehn bis 20 Fällen pro Jahr aus.

Wer geschnappt wird, für den kann es aber richtig teuer werden – und es droht eine Freiheitstrafe. Sie heisst es im Bundesgesetz über die Jagd und den Schutz wildlebender Säugetiere und Vögel: