Der neue Schweizer Kinofilm «Stürm – Bis wir tot sind oder frei» sorgt für Gesprächsstoff. Regisseur Oliver Rihs rechnet darin mit den Achtzigerjahre-Linken ab, die den Berufsverbrecher zum Helden stilisierten.  

Der Kinofilm von Regisseur Oliver Rhis über den «Ausbrecherkönig» Walter Stürm (gespielt von Joel Basman) ist eine Abrechnung mit den damaligen Politaktivisten und zeigt auf, was der Mann Zeit seines Lebens war: ein Berufskrimineller, der sein Umfeld manipulierte und nur am Geld interessiert war. 

Der Film basiert auf Reto Kohlers 300-seitiger Stürm-Biographie aus dem Jahr 2004. Der Autor hatte sich mit Stürm und seinen Delikten während Jahren auseinandergesetzt und im Buch deutlich beschrieben, dass dieser kein Che Guevara war sondern ein krimineller Egozentriker. Stürm hatte in seiner über 30-jährigen «Berufskarriere» hunderte von Einbrüchen getätigt und war in den 1970ern, -80ern und -90ern Jahren achtmal aus den Gefängnissen ausgebrochen. Landesweit für Schlagzeilen sorgte jener Zettel mit den Worten «Bin beim Ostereier suchen», den Stürm vor Ostern 1981 in seiner leeren Zelle in der Strafanstalt Regensdorf hinterliess.

Der Trailer zum Film.
Quelle: Ascot Elite Entertainment

Hungerstreik gegen Haftbedingungen

Der Film, der seit Donnerstag in den Schweizer Kinos läuft, beginnt mit den Zürcher Jugendunruhen, mit demonstrierenden Jugendlichen und prügelnden Polizisten. Er widerspiegelt die Zeit, in der es Stürm gelang, einen Teil der damaligen «Bewegig» für seine Hungerstreiks gegen die strengen Haftbedingungen zu instrumentalisieren und sich als Revolutionär feiern zu lassen. Oder wie seine Anwältin Barbara Hug (gespielt von Marie Leuenberger) ihren Anwaltskollegen sagt: «Stürm ist unser Ché.» Doch dieser war kein politischer Mensch, sondern es ging ihm primär um seine eigene Befindlichkeit. 

Die Jugendbewegung stilisierte Stürm zum Helden.

Erneut straffällig nach vier Monaten in Freiheit

Stürm-Biograph Reto Kohler ist mit dem Film zufrieden: «Die Atmosphäre der 80er-Jahre kommt im Film gut hinüber. Es ist ein authentischer und guter Film», sagt der Journalist, welcher heute beim Schweizer Fernsehen arbeitet. Natürlich habe sich der Regisseur die künstlerische Freiheit genommen, als er aus den beiden Protagonisten ein – einseitiges – Liebespaar machte. Denn anders als in der Realität verliebt sich «Babs» im Film in den Lebemann, der neben seiner charmanten Seite plötzlich sehr vulgär auftreten konnte.

Im Oktober 1998 verlässt Stürm das Gefängnis als freier Mann. Doch unverbesserlich wie er war, verübte Stürm vier Monate später mit zwei Komplizen einen bewaffneten Banküberfall im Kanton Thurgau. Dabei nahmen die Räuber den Filialleiter und dessen Frau als Geisel. Stürm wurde eine Woche später verhaftet und nahm sich im September 1999 in der Zelle mit einem Kehrichtsack das Leben, er war 57 Jahre alt geworden. Stürm hatte wohl geahnt, dass mit dem bewaffneten  Raubüberfall und der Geiselnahme sein Nimbus als «Panzerknacker» und Revolutionär definitiv verblasst war.