Mord verjährt in der Schweiz derzeit nach 30 Jahren. Diesen Umstand will eine Standesinitiative mit dem Titel «Keine Verjährungsfristen für Schwerstverbrecher» aus dem Kanton St. Gallen ändern. Der Ständerat sprach sich Mitte Dezember für das Anliegen aus. Im Crime Schweiz-Interview zeigt sich Mike Egger, SVP-Nationalrat und Initiant der Vorlage, erleichtert.
Das Ergebnis war knapp. Richtig knapp. Mit 21 zu 20 Stimmen folgte der Ständerat diesen Monat dem Nationalrat, der sich bereits im Juni für die Initiative ausgesprochen hatte. «Es war ein regelrechter Krimi, in beiden Kammern kam die Standesinitiative mit nur einer Stimme Mehrheit durch», bringt Mike Egger, SVP-Nationalrat aus dem St. Galler Rheintal, die bangen Momente auf den Punkt.
Für das positive Ergebnis am Schluss hatte sich der 29-jährige Politiker im Vorfeld gehörig ins Zeug gelegt. Mit einzelnen Exponenten im «Stöckli» führte er intensive Gespräche, zudem hatte er ein Faktenblatt mit Informationen verteilt. «Wir habe auf den Widerspruch aufmerksam gemacht, dass Kindesmissbrauch unverjährbar ist, ein Kindesmord aber nach 30 Jahren verjährt», sagt er. «Hier besteht eine Gesetzeslücke, welche die Standesinitiative schliessen will.» Nun muss das Parlament innerhalb von zwei Jahren über einen Gesetzesentwurf abstimmen. Egger hofft natürlich sehr, dass die beiden Räte dem zustimmen werden.

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Verjährter Fall war Auslöser für die Initiative
Gefragt, was das Motiv der Standesinitiative war, nennt Egger den Kristallhöhlenmord. «Der Doppelmord an zwei jungen Mädchen 1982 im St. Galler Rheintal ist auch heute noch ein Thema.» Dies habe die Veranstaltung in Oberriet SG im Sommer 2019 deutlich gezeigt. «Die Bevölkerung vergibt einen Mord nach 30 Jahren nicht», ist Egger überzeugt.
Grosse Freude am Entscheid des Parlaments hat auch Thomas Benz. Er hat sich seit vielen Jahren mit dem Kristallhöhlenmord befasst und damals die Veranstaltung in Oberriet mit dem deutschen Profiler Axel Petermann durchgeführt. «Das ist ein historischer Entscheid», sagt er auf Anfrage.

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Schon als Jugendlicher habe er den grausamen Doppelmord lösen wollen, leider sei es ein Wunschdenken geblieben. Mit der Annahme der Initiative im Ständerat gehe eine grosse Genugtuung für ihn und die Leute in Erfüllung, die ihn in den letzten Jahren tatkräftig bei seinen Recherchen zum Kristallhöhlenmord unterstützt hätten. «Der Entscheid ist auch ein Sieg der Gerechtigkeit für alle Opfer von ungeklärten Morden in der Schweiz», sagt Thomas Benz.

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