Erstochen, mit dem eigenen Armee-Bajonett. 1990 sorgte der Mord an Oberstleutnant Herbert Alboth für grosse Aufregung. Das Opfer war Mitglied der Vorgängerorganisation der Geheimarmee «P-26». Bis heute fehlt vom Täter jede Spur. Und das wird auch so bleiben. Die Berner Staatsanwaltschaft hat das Verfahren eingestellt.

Es ist Alboths Haushälterin, die im April 1990 in der Wohnung in Bern Köniz die blutige Entdeckung macht. Sie findet das 75-jährige Opfer leblos und spärlich bekleidet auf dem Bett in seinem Schlafzimmer. Schnell gibt die Polizei bekannt: Alboth sei bereits zwei Tage zuvor mit seinem Armee-Bajonett erstochen worden.

29 Jahre sind seither verstrichen und noch ist der Täter nicht gefasst. Ansätze der Ermittlungsbehörden zur Klärung des Verbrechens blieben erfolglos. Grundsätzlich verjährt Mord in der Schweiz nach 30 Jahren, im Fall Alboth wäre das im April 2020 soweit. Doch diese Frist hat die Berner Staatsanwaltschaft nun vorgezogen. Das zeigt eine Anfrage bei der Kantonspolizei Bern. «Die zuständige Staatsanwaltschaft hat mittlerweile entschieden, dass dieser Fall verjährt ist», bestätigt Polizei-Sprecher Dominik Jäggi. «Deshalb können wir dazu – nicht zuletzt mit Blick auf das Datenschutzgesetz – auch keine Angaben mehr machen», so Jäggi weiter.

Herbert Alboth (sitzend) 1969.
Foto: Greti Oechsli

Mitglied beim Vorläufer der «P-26»

Damit bleibt ein Fall ungesühnt, der seit fast 30 Jahren die Verschwörungstheoretiker befeuert. Der Grund dafür ist ein brisantes Detail aus Alboths Vergangenheit. Der einstige Oberleutnant der Schweizer Armee war bis 1975 Mitglied des Spezialdienstes in der Untergruppe Nachrichtendienst und Abwehr (UNA). Dabei handelt es sich um eine Vorgängerorganisation der «Geheimarmee P-26», die 1990 im Rahmen einer Parlamentarischen Untersuchungskommission aufgedeckt wurde. Das Ergebnis einer damaligen Administrativuntersuchung – den «Cornu»-Bericht – klassifizierte der Bundesrat 1991 für 50 Jahre als geheim. Frühestens 2041 kann somit das ganze Dokument zur Einsicht freigegeben werden. Eine anonymisierte Version hat der Bundesrat zwischenzeitlich veröffentlicht.

Ob etwas über Herbert Alboth in dem Bericht steht, ist ungewiss. Dass Alboth aber etwas mit der ganzen Enttarnung der «P-26» zu tun haben soll, behauptete kurz nach dessen Ermordung eine umstrittene Figur. Der ehemalige Brigadier Jean-Louis Jeanmaire, der 1977 wegen Landesverrates zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, meldet sich kurz nach der Tat bei der Kantonspolizei Bern. Er gibt zu Protokoll, Alboth habe Bundesrat Kaspar Villiger angeboten, bei der Aufdeckung der Geheimarmee zu helfen. Einen entsprechenden Brief hatte das spätere Opfer tatsächlich geschickt. Gemäss Militärdepartement habe man das Angebot aber dankend abgelehnt.

Ist der Mörder ein Stricher?

Während Verschwörungstheoretiker davon überzeugt sind, sah die Kantonspolizei zwischen Alboths geheimen Tätigkeiten und seiner Ermordung nie einen Zusammenhang. Die Ermittlungsbehörden gingen vielmehr von einem homosexuellen Beziehungsdelikt aus, wie die «NZZ» schreibt. So soll Alboth in seiner Wohnung ausschweifende Feste gefeiert und regen Kontakt mit jungen Nordafrikanern gepflegt haben. Gegen einen 18-jährigen Tatverdächtigen kam es konkret zu einem Ermittlungsverfahren. Seine Spur verlor sich in Algerien. Ein Rechtshilfegesuch an die dortige Regierung brachte keinen Erfolg.